Dezember 16, 2015

Brauchen Sie heute mal wieder Mitleid oder warum nörgeln Sie schon wieder?

Manche schieben es auf die Jahreszeit, aber ich habe das Gefühl, dass wir Deutschen immer mehr mosern und mäkeln. Viele motzen über Angela Merkel und ihre Flüchtlingspolitik, aber einen alternativen Politiker gibt es nicht und Pegida ist auch nicht akzeptabel. Grummelnde Menschen morgens in der Bahn, weil sie jemand anrempelt, aber weniger Sitzplätze mit mehr Beinfreiheit sind auch nicht recht, weil der Ticketpreis bei weniger Fahrgästen steigen würde.

Der knurrende Nachbar, der abermals neidisch in den Nachbargarten schaut, weil da schon wieder ein neues Auto steht und nun auch noch ein Pool ausgehoben wurde. Meckernde Kunden beim Bäcker, weil das Lieblingsbrot gerade nicht verfügbar ist, aber eines der anderen zwanzig knusprigen Laibe darf es auch nicht sein, weil das ja anders schmecken könnte. Ich kenne Leute, die ständig maulen, weil sie nicht wissen wohin mit dem ganzen Geld und weil der Automat zu große Geldscheine ausspuckt. Hey, hallo!

Nörgeln hat sich wirklich etabliert – auch im TV: Die Nation schaut doch sicher nicht DSDS, weil die Sänger so toll sind – nein, sondern weil Dieter Bohlen oft kein gutes Haar an den Teilnehmern lässt. Mit seinen Mäkelattacken ist er zum Quotenkönig geworden. Die US-Sitcom „Eine schrecklich nette Familie“ aus den 80er und 90er Jahren ist heute noch beliebt. Und warum? Weil der permanent schlecht gelaunte Al Bundy den ganzen Tag Fresse ziehen und rumnörgeln darf. Und auch der brummige Dr. House wird hierzulande als humorig empfunden.

Aber eigentlich ist es ernst. Bierernst!

Warum ist die Republik so verbittert und kritisiert tagtäglich an der Umwelt und den Mitmenschen herum? Vielleicht weil die Deutschen so akribisch und perfektionistisch sind und es uns keiner recht machen kann. Möglicherweise auch, weil wir so tiefgründig sind – Oberflächlichkeit ist ja total verpönt. Deutsche schimpfen ja zu gerne über die oberflächlichen Amis, weil sie auf ihr überfreundliches „Hi, how are you?“ eigentlich gar keine Antwort haben wollen. Na und! Wer will denn schon die Antwort bekommen „Ganz gut, aber …“ Die Amerikaner fragen wenigstens und lächeln dabei.

Und dann gibt es da noch die beste Ausrede aller Zeiten, die permanentes Nörgeln rechtfertigt: Früher war alles besser. Nö, finde ich nicht! Es war sicher anders und es gab auch schöne Dinge, die vielleicht verloren gegangen sind. Aber auf das Smartphone, Internet und die pfiffigen Autos will doch keiner mehr verzichten. Sie ermöglichen uns ein selbstbestimmtes Leben. Und ein Ende der Innovationen ist nicht in Sicht. Es gibt immer noch mehr Features, die uns das Leben erleichtern. Das ist doch klasse!

Also warum Nörgeln und Jammern? Das bringt dem Gesprächspartner nichts und eine Reaktion gibt es doch sowieso nicht, schon gar kein Mitleid. Das ist einfach nur ein Kundtun der schlechten Stimmung und steckt wohlmöglich noch andere an. Ich denke, so wurde Deutschland mit dem Nörgelvirus infiziert.

Diese deutsche Krankheit kann und will ich nicht heilen. Vielmehr möchte ich meine Mitmenschen ermuntern, sich mehr auf sich zu konzentrieren und diese merkwürdige Art des Voyeurismus, permanent andere zu beobachten und beurteilen zu müssen, abzulegen. Und ich möchte erreichen, dass Sie mehr das Schöne sehen und sich daran erfreuen, dass es ihnen so gut geht. Und ja Ihnen geht es gut – richtig gut sogar:

Denn in Deutschland gibt es flächendeckend fließend Wasser und Strom, Fortbewegen geht ganz bequem im beheizten Auto oder mit Bus und Bahn, an jeder Ecke gibt es Essen im Überfluss, wer krank ist, geht zum Arzt oder deckt sich in der Apotheke selbst mit bezahlbaren Medikamenten ein, Arbeitslose müssen nur im richtigen Behördenzimmer vorsprechen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und weit und breit ist kein mörderischer Krieg in Sicht. Wir leben in einer starken Wirtschaftsnation, der es momentan so gut geht wie noch nie, und darüber sollten wir uns freuen.

Deutschland könnte viel schöner werden: Also bitte Einstellung ändern und lächeln! Ob Verkäuferin, Straßenbahnfahrer oder einfach nur ein wildfremder Mensch, der Ihnen auf der Straße begegnet – jeder lässt sich vom Lachen und einem frohen Gemüt anstecken. Wenn alle mitmachen, wird das Nörgelland Deutschland auch in der grauen Jahreszeit ein bisschen mehr zum Sonnenstaat. Und das wäre doch eine schöne Wendung!

 

Das ist mein erster Artikel in der Huffington Post. Zum Originalartikel: Hier klicken.

Über den Autor Andreas Enrico Brell

Andreas Motto lautet VON GELDBESTIMMT ZU SELBSTBESTIMMT.
Er ist persönlicher Trainer für Führungskräfte, Selbständige und Unternehmer. Sein Fokus liegt auf G€LD, P€RSÖNLICHK€IT & UMSETZUNG

Er zählt zu den Top-10 Trainer für Finanzen in D-A-CH (lt. Erfolg Magazin). Seine Erfahrung und sein Wissen hat er als Autor in mehreren Büchern zum Thema Geld und Mindset festgehalten. Andreas gibt regelmäßig Interviews und Beiträge in namhaften Publikationen (Mens Health, Network-Karriere, Erfolg-Magazin)

In über 2 Jahrzenten, 10.000 Gesprächen und seiner eigenen Lebenskrise ist ein inzwischen erprobtes Konzept entstanden. Heute gibt er seine Erfahrung im Rahmen der Akademie für Selbstbestimmung an seine Teilnehmer weiter. Seine Teilnehmer danken ihm mit einer Top-Bewertung von mehr als 95% bei Proven Expert.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>