Februar 18, 2016

„Ich weiß nicht, was das gekostet hat. Ich zahle ja mit Karte.“

Das soll Paris Hilton einmal nach einer Shopping-Tour gesagt haben.

Zugegeben, Paris Hilton ist vermutlich nicht das schlauste Pferd im Stall, aber wenn Sie ehrlich sind, ging es Ihnen doch bestimmt auch schon so: einfach die Karte gezückt und gar nicht darauf geachtet, wie viel Geld Sie da gerade ausgegeben haben. Darum finde ich die aktuelle Diskussion um die Abschaffung von Bargeld auch sehr beunruhigend.

Kein Bezug zu Geld

Die ersten Schritte dahin sind schon gemacht. Sie können in manchen Supermärkten selbst eine Schrippe für 70 Cent mit Karte zahlen. Bei IKEA und in größeren Kaufhäusern gibt es die Möglichkeit, die ausgewählten Produkte selbst einzuscannen und dann eben die Kredit- oder Geldkarte durch den Schlitz zu ziehen. Noch eine Unterschrift auf das Touchpad und fertig. In Ländern wie den USA, Kanada und Großbritannien ist das bereits verbreiteter als in Deutschland. Aber auch in der Bundesrepublik ist der Trend deutlich zu sehen.

Deshalb wundert es mich nicht, dass sich kürzlich ein Kunde neben mir furchtbar aufregte: „Überall wird nur noch mit den blöden Plastikkarten bezahlt!“ Da konnte ich ihm insgeheim nur recht geben.

Stellen Sie sich doch einmal vor, das Bargeld würde tatsächlich abgeschafft, wie es zur Zeit in der Politik diskutiert wird. Da geht der Bezug zu Geld, also zu echtem Bargeld, doch verloren! 1.000 Euro geben Sie in bar viel bewusster und überlegter aus, als wenn Sie einfach nur eine Karte über den Tresen reichen müssen. Bei Bargeld sind Sie sich des Wertes viel stärker bewusst – schließlich sehen Sie, wie es weniger wird. Und wenn Sie schon mal einen 500-Euro-Schein in der Geldbörse hatten, dann wissen Sie vermutlich, dass Sie den nicht so leichtfertig anbrechen.

Und damit im Hinterkopf fragen Sie sich einmal: Wie viel Bargeld haben Sie gerade in ihrem Portemonnaie? Keine Ahnung? Aber in welchem Kartenfach Sie Ihre Geldkarte abgelegt haben, wissen Sie, oder?

Der Trick der Banken

Ich finde den starken Bezug zur Kredit- und Geldkarte erschreckend. Es gibt doch tatsächlich Menschen, die sich über die Farbe Ihrer Karte definieren. Nach dem Motto: „Also ich habe die schwarze American Express, und du?“ Banken können das schamlos ausnutzen. Sie winken ab einem bestimmten Monatsumsatz mit einer neuen, „wertvolleren“ Karte. Ein einfacher Trick, um Kunden dazu zu bringen, noch mehr Umsatz über Ihre Kreditkarte laufen zu lassen. Ob sie die Umsätze ohne diesen Anreiz überhaupt getätigt hätten, das wage ich zu bezweifeln.

Ja, die Einzigen, die von der Abschaffung des Bargeldes profitieren würden, sind die Banken. Wenn ihre Kunden den Bezug zum Geld verlieren, keinen Überblick über ihre Ausgaben haben und mehr Geld ausgeben, als sie tatsächlich zur Verfügung haben, verdienen Banken ja immerhin an den Überziehungszinsen.

Bargeld abschaffen? Lieber nicht!

Ja, Sie haben es richtig herausgelesen: Ich bin gegen die Abschaffung von Bargeld. Schließlich geht dadurch nicht nur der Bezug zu Geld verloren, sondern auch das Menschliche an einer Transaktion. Wenn Sie schon einmal in ein Kreditkartengerät die Höhe des Trinkgelds eingetippt haben, wissen Sie, wovon ich spreche. Kein Lächeln, keine Freude über die Aufmerksamkeit, kein Händedruck. Wie schade! Da ist es doch viel schöner, persönlich einen knisternden Fünfer oder ein paar klingende Münzen zu übergeben.

Sollte die Politik dennoch beschließen, Bargeld abzuschaffen, wird es klare Konzepte brauchen, damit Menschen es schaffen, den Bezug zu Geld nicht zu verlieren und vernünftig mit ihrer Geldkarte umzugehen. Den Umgang mit Geld zu erlernen, wird dann noch wichtiger als es heute schon ist. Dann braucht es elektronische Haushaltsbücher, Apps oder Ähnliches, um die Finanzen im Blick zu behalten. Ansonsten habe ich echte Sorge um die Zukunft der (Finanz-)Welt.

Und zu guter Letzt: Selbst wenn Sie meine Befürchtungen nicht teilen, dass der Bezug zu Geld verloren geht, machen Sie sich doch einmal darüber Gedanken: Wenn Sie nur noch mit Karte zahlen können, werden Sie dann nicht zum gläsernen Menschen?

Was halten Sie von der Idee, Bargeld abzuschaffen?

Über den Autor Andreas Enrico Brell

Andreas Motto lautet VON GELDBESTIMMT ZU SELBSTBESTIMMT.
Er ist persönlicher Trainer für Führungskräfte, Selbständige und Unternehmer. Sein Fokus liegt auf G€LD, P€RSÖNLICHK€IT & UMSETZUNG

Er zählt zu den Top-10 Trainer für Finanzen in D-A-CH (lt. Erfolg Magazin). Seine Erfahrung und sein Wissen hat er als Autor in mehreren Büchern zum Thema Geld und Mindset festgehalten. Andreas gibt regelmäßig Interviews und Beiträge in namhaften Publikationen (Mens Health, Network-Karriere, Erfolg-Magazin)

In über 2 Jahrzenten, 10.000 Gesprächen und seiner eigenen Lebenskrise ist ein inzwischen erprobtes Konzept entstanden. Heute gibt er seine Erfahrung im Rahmen der Akademie für Selbstbestimmung an seine Teilnehmer weiter. Seine Teilnehmer danken ihm mit einer Top-Bewertung von mehr als 95% bei Proven Expert.

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