GUT LEBEN IM WEINBERG

Ihr größtes Problem ist nicht das liebe Geld – auch wenn es sich manchmal so anfühlt oder Sie sich ständig Gedanken darüber machen.

Nehmen Sie ein Beispiel: Würde sich ein Winzer nur um seine Finanzen kümmern, würden seine Trauben verkümmern – das liegt auf der Hand. Genauso verkümmern bei Ihnen Lebensbereiche, wenn Sie sie vernachlässigen. Und das hat zwangsweise auch eine Rückwirkung auf Ihre Finanzen. Wenn Sie nicht fit und motiviert sind, werden Sie viel weniger verdienen, als Sie eigentlich könnten.

Machen Sie es lieber wie ein kluger Winzer: Der baut nicht einfach irgendwelche Trauben an und schaut dann, ob guter Wein dabei herauskommt.

Boden und Körper kennen

Der Winzer macht erstmal eine Standortanalyse: Welchen Boden hat mein Weinberg, welches Klima und Wetter, welche sonstigen Umwelteinflüsse gibt es Genau so können Sie sich selber auch analysieren: Welche Stärken und Schwächen habe ich? Welche Belastungen hält mein Körper aus? Welche Krankheiten bekomme ich leicht? Mit welchem Essen fühle ich mich wohl und mit wie viel Schlaf und wie vielen Pausen am Tag? Lassen Sie sich von Ihrem Arzt mal wieder durchchecken – so wie der Winzer eine Bodenanalyse seines Weinbergs vornimmt – und überlegen Sie sich gründlich, was der Befund für Ihr Leben bedeutet.

Aber damit nicht genug: Wenn der Winzer seinen Weinberg gründlich analysiert hat und genau weiß, womit er arbeiten muss, plant er den Anbau: Welche Rebsorte findet hier ideale Bedingungen? Wie viel Ertrag kann erwirtschaftet werden, ohne den Boden auszulaugen? Wie viel Dünger wird gebraucht und welche Lieferwege sind zu berücksichtigen?

Auch Sie können auf diese Weise planen, wenn Sie eine umfassende Analyse von sich selbst gemacht haben. Welcher Tagesablauf liegt mir am besten? Welcher Beruf passt dazu? Kann ich mir eine Pendelstrecke zumuten oder suche ich besser eine Arbeitsstelle in der Nähe? Und wie viel möchte ich bei welchem Arbeitsaufwand verdienen? Planen Sie auch privat: Welche Hobbys sind mir als Ausgleich wichtig? Was braucht meine Familie? Wie viel Zeit benötige ich, um häusliche Arbeiten zu bewältigen?

Und wenn Sie den Job, die Wohnung oder einen anderen Bereich Ihres Lebens nicht verändern wollen, überlegen Sie, was Sie optimieren können. Vielleicht würde Ihnen ein Tag Arbeit im Homeoffice guttun? Oder vielleicht ist es sinnvoll,wenn Sie die Reihenfolge umstellen, in der Sie Aufgaben abarbeiten. Möglicherweise wäre es besser, wenn Sie mit der Bahn statt dem Auto zur Arbeit fahren oder umgekehrt.

Die Jahreszeiten Ihres Körpers

Wenn Sie Ihren Plan ausgearbeitet haben, geht es um die Umsetzung: Denn der Plan – ob nun für den Weinbau oder für Ihr Leben – muss in seiner Umsetzung überwacht und eventuell mit der Zeit angepasst werden. Der Winzer richtet sich dazu nach den Jahreszeiten, behält das Wetter genau im Auge und achtet auf Schädlinge und Krankheiten.

Sie können gleichermaßen vorgehen: Was für den Winzer die Jahreszeiten und das Wetter sind, ist für Sie Ihr Biorhythmus. Halten Sie Arbeits- und Ruhezeiten ein, passen Sie Ihre Ernährung an Ihre Bedürfnisse an und reagieren Sie auf Ihre Belastungsgrenzen. Die sind nicht immer gleich. Es kann zum Beispiel sein, dass Sie im Winter weniger Belastung standhalten als im Sommer. Manche Menschen sind wetterfühlig und wieder andere reagieren empfindlich auf zu wenig Schlaf oder eine hohe Arbeitsbelastung. Wenn Sie diese Maßnahmen berücksichtigen, haben Sie Ihr Leben ebenso gut im Griff wie der Winzer seinen Weinberg.

Erfolgreiche Ernte

Am Ende des Anbauzyklus wird der Winzer den richtigen Erntezeitpunkt suchen: nicht zu früh, damit die Trauben ihre volle Reife erreichen, und nicht zu spät, damit die Ernte nicht durch den ersten Herbststurm verhagelt wird.

Auch Sie tun sich einen Gefallen, wenn Sie wichtige Entscheidungen frühzeitig und achtsam vorplanen. Die werden wahrscheinlich nicht im Jahreszyklus vorkommen wie die Weinernte, aber versuchen Sie trotzdem, sich so gut wie möglich vorzubereiten. Überlegen Sie sich, wo Sie in der Zukunft hin wollen – oder in anderen Worten: wie Ihr Wein schmecken soll.

Die Bemühungen des Winzers können in einem Satz zusammengefasst werden: Er tut alles dafür, aus seinem Weinberg den größten Ertrag herauszuholen, ohne ihn abzuwirtschaften. Und das ist ein guter Maßstab dafür, wie Sie auch mit sich selbst umgehen sollten. Dafür müssen Sie weder Weinbau noch Medizin studiert haben. Es reicht, wenn Sie Ihrem gesunden Menschenverstand vertrauen und wirklich umsetzen, was nötig und sinnvoll ist. Dann werden auch Sie eine gute Ernte einbringen: ein glückliches und zufriedenes Leben.